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Fleischallergie – wenn das Steak plötzlich Probleme macht

Sandra Wieser
11.09.2022 | 5 min de lectura

Heutzutage leiden 3-4% aller Menschen an Nahrungsmittelallergien. Symptome einer Unverträglichkeit sind vielfältig, zeigen sich aber vorwiegend in Hautsymptomen und Magen-Darmproblemen, können aber auch lebensgefährliche Ausmaße, wie Anaphylaxis, annehmen. Eine seltene Form der Lebensmittelallergie ist die Fleischallergie - hier richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen Bestandteile bestimmter Fleischsorten.

Fleischproteinallergie

Die allergischen Reaktionen beziehen sich in der Regel auf spezifische Fleischsorten wie Schwein, Rind, oder Wild. In vielen Fällen werden tierische Proteine als Allergiestoffe in gegartem Fleisch unwirksam. Allergische Reaktionen sind damit für Fleischallergiker oft nur bei Kontakt mit rohen Fleischprodukten oder nach dem Verzehr von unzureichend gegartem Fleisch zu erwarten.

Wer eine Unverträglichkeit gegen spezifische Proteine von Rindfleisch entwickelt, muss außerdem nicht gleich gegen andere Fleischsorten allergisch sein. Grundsätzlich kann sich eine Fleischeiweißallergie gegen jede Fleischsorte richten, wobei der Allergiker in den meisten Fällen andere Fleischsorten ohne das Risiko immunologischer Reaktionen verträgt. Allerdings muss der Patient wissen, gegen welches Fleisch er allergisch ist.

Der ALEX2® Allergy Explorer bietet ein umfangreiches Spektrum an Fleischextrakten sowie molekulare Allergenkomponenten. Darunter befinden sich Extrakte von Rindfleisch, Huhn, Pferd, Lamm, Schwein, Hase, Truthahn sowie essbaren Insekten - Hausgrille, Mehlwurm und Wanderheuschrecke. Die Serumalbumin Bos d 6 vom Rindfleisch und Sus d 1 vom Schweinefleisch sind zusätzlich enthalten. Neben der Allergie auf Fleischproteine, gibt es Allergiker die IgE-Antikörper gegen ein Zuckermolekül im Fleisch produzieren, auch bekannt als…

Fleischzuckerallergie (1,2)

Es können Fleischallergien auch durch das Zuckermolekül Alpha Galaktose (Alpha-Gal) ausgelöst werden. Dieser Kohlenhydratrest sitzt tierischen Zellen auf, während Primaten und Menschen nicht zur körpereigenen Produktion des Zuckerrests in der Lage sind. Das Immunsystem von Patienten mit Fleischallergie identifiziert den Fleischzucker als Gefahrenstoff und leitet daraufhin die Produktion von IgE-Antikörpern ein.

Wodurch allerdings die Fleischzuckerallergie zum Ausbruch gelangt, bleibt bislang umstritten. Amerikanische Forscher gehen davon aus, dass Betroffene vorweg Bisse durch die Amerikanische Zecke (Amblyomma americanum) erlitten haben. (3) Das Kohlenhydrat Alpha-Gal ist im Speichel der Amerikanischen Zecke vorhanden und könnte so die spezifische Immunreaktion gegen das Molekül erklären. Der genaue Mechanismus blieb allerdings bislang ungeklärt.

Fleischzuckerallergien sind anders als die Fleischproteinallergie auf Rind, Lamm, Wild und Schwein begrenzt. Innereien enthalten eine deutlich höhere Alpha-Gal Konzentration als reines Muskelfleisch. Das Zuckermolekül Alpha-Gal ist in Geflügel sowie Fisch jeder Art nicht enthalten, sodass bei Geflügel- und Fischverzehr auch die allergischen Reaktionen ausbleiben.

Was tun bei Verdacht auf eine Fleischallergie?

Menschen mit entsprechenden Symptomen im Kontext von Fleischkonsum suchen der Gesundheit zuliebe idealerweise einen Allergologen auf. Die Diagnose erfolgt über eine ausführliche Befragung des Patienten, Hauttest sowie Bluttest. Bei unklaren Fällen würde man eine orale Provokation mit Fleisch unter stationären Bedingungen durchführen. Die Fleischzuckerallergie lässt sich wiederum erst seit der jüngsten Vergangenheit mittels Bestimmung der gegen Alpha-Gal gerichteten IgE erfassen.

Zur Behandlung vermeiden Fleischallergiker den Allergenkontakt

Stellt sich die Unverträglichkeit gegen eine oder mehrere Fleischarten heraus, gilt es, den Kontakt mit dem Allergen zu meiden. Aufgrund der Kreuzreaktivität zu Gelatine sollten auch gelatinehaltige Produkte wie Gummibärchen, Puddings, Joghurtzubereitungen, Konserven etc. gemieden werden. Dabei ist zu beachten, dass Gelatine auch in Produkten enthalten sein kann, bei denen man dies nicht erwartet. Es gilt also, die Zutatenlisten zu lesen. Dies gilt ebenso für Medikamente, die ebenfalls Gelatine enthalten können, wie Tabletten Kapseln, Zäpfchen, Infusionen und Impfstoffe. Falls trotz der Vermeidungsstrategie akute Symptome eintreten, nutzen die Patienten Antiallergika zur Unterdrückung oder Abschwächung der Beschwerden. Hautreaktionen lassen sich mit kortisonhaltigen Salben behandeln. Durch den behandelnden Arzt zusammengestellte Notfallsets können Kreislaufsymptome oft unterdrücken und lebensgefährlichen Reaktionen vorbeugen.

Quellen

  1. doi: 10.1111/all.13238
  2. doi: 10.1007/s00105-011-2266-y
  3. doi: 10.1016/j.jaci.2011.02.019